Natürliche Konservierung einer Creme - Was muss konserviert werden?
Die Wasserphase
Die Wasserphase einer Creme bietet Bakterien, Hefen und Pilzen ein optimales Milieu, um sich zu vermehren. Folglich sind wasserhaltige Kosmetika grundsätzlich mikrobiell instabil. Nicht konservierte, wasserhaltige Cremes müssen sehr rasch aufgebraucht werden (optimal innert einer Woche). So kann beispielsweise eine Creme bereits verkeimt sein, bevor man es ihr überhaupt ansieht oder etwas auffällt. Bei Hautreaktionen nach der Anwendung einer selbstgemachten Creme ist es wahrscheinlich, dass die Verkeimung dafür verantwortlich ist, und nicht die Inhaltsstoffe.
Kaliumsorbat (E202)
Kaliumsorbat ist häufig in Lebensmitteln und Kosmetika anzutreffen, weil es unbedenklich ist und im Körper wie eine Fettsäure verstoffwechselt wird. Es ist sehr gut verträglich und führt selten zu Hautirritationen. Kaliumsorbat kann nur bei einem pH-Wert unter 5.5 wirken. Durch das Ansäuern der Creme unter pH 5.5 löst sich das Kalium von der Sorbinsäure. Sorbinsäure schützt das Endprodukt vor Hefen- und Schimmelpilzen. Weil Kaliumsorbat eine ungenügende Wirkung gegen Bakterien ausweist, konserviert man die Wasserphase zusätzlich mit Alkohol.
Bio Alkohol 96%
Ab 12-15% Alkoholgehalt, gerechnet auf die Menge der Wasserphase, rechnet man mit einer genügenden antibakteriellen Wirkung. Beim Auftragen auf die Haut verdunstet der Alkohol. Bereits alkoholhaltige Wirkstoffe wie Tinkturen kann man den 12-15% anrechnen. Achtung, alkoholhaltige Wirkstoffe wie Tinkturen enthalten nicht 96%-igen Alkohol und müssen somit umgerechnet werden.
Die Öl-Fettphase
Verwendet man hochwertige, unraffinierte Fette und Öle, so gibt es im Umgang einiges zu beachten. Zu starkes Erhitzen, aber auch Sauerstoff, kann die ungesättigten Fettsäuren schädigen. Die Temperatur können wir beim Herstellprozess möglichst geringhalten, in dem wir nur so stark wie nötig erhitzen, um alle Zutaten und Emulgatoren zu schmelzen. Fette mit tiefem Schmelzpunkt können wir erst nach dem Herausnehmen des Becherglases aus dem Wasserbad in die abkühlende Fettphase geben (Sheabutter). Durch Sauerstoffzufuhr oxidieren ungesättigte Fettsäuren und riechen ranzig. Durch das in natürlichen Ölen (bspw. Weizenkeimöl) vorkommende Antioxidans Vitamin E werden Fette resistenter gegenüber sauerstoffbedingter Oxidationsprozesse.
Nice to know: Jojobaöl ist chemisch betrachtet ein Wachs und dadurch viel länger haltbar.
Vitamin E (Tocopherol)
Vitamin E als Antioxidans schützt die Fettphase bereits bei einer Konzentration von 0.5 %, gerechnet auf die Gesamtmenge, vor einer sauerstoffbedingten Oxidation und macht sie somit stabiler. In höheren Dosierungen von 1-5% wird diese Wirkung auch gegen die Hautalterung eingesetzt oder präventiv gegen UV-bedingte oxidative Hautschäden. Es macht Sinn, Vitamin E wegen seines schützenden Effekts in sämtliche fetthaltige Zubereitungen einzubauen.
Brunnmatt Drogerie GmbH, Samuel Zumbühl, Egolzwilerstrasse 5A, 6244 Nebikon
077 468 68 67 www.naturdrogerieshop.ch / info@brunnmattdrogerie.ch
3 pH-Indikator Rolle im Spender CHF 14.90
5 Alkohol 96% vergällt mit ätherischem Öl aus Bergamotte 100ml CHF 16.90
2 Vitamin E natürlich (zähflüssig) Im Wasserbad aufwärmen, damit es flüssig wird. Für Bioprodukte zugelassen. 10ml CHF 11.90
Beispiel einer Konservierung für 100g Creme
70g Wasserphase, davon 61.35g Wasser
8.4g Alkohol 96% entspricht 12% der Wasserphase
Kaliumsorbat 0.2g entspricht 0.2% der Gesamtmenge oder 1g Kaliumsorbatlösung, 1:5 verdünnt (1 Teil Kaliumsorbat, 4 Teile Wasser), entspricht 1% der Gesamtmenge.
Zitronensäure 0.05g entspricht 0,05% der Gesamtmenge oder 0.2g Zitronensäurelösung 25% (1 Teil Zitronensäure 3 Teile Wasser = 25% -> selbstkonservierende Lösung) entspricht 0.2% der Gesamtmenge. Der pH-Wert ist entscheidend und gibt uns die benötigte Menge an
Der optimale Haut pH liegt irgendwo zwischen 4.7 und 5.75. Unser Ziel ist es ganz am Schluss den pH-Wert der Creme mit der Zitronensäurelösung zwischen 5 und maximal 5.5 einzustellen, um einen haufreundlichen pH zu erreichen und das Funktionieren des Kaliumsorbats zu ermöglichen. Den pH-Wert messen wir mittels pH-Indikatoren (Rolle oder Stäbchen). Kaliumsorbat ist im Gegensatz zu der aktiven Form Sorbinsäure besser wasserlöslich. Wenn man zu Beginn schon die Ansäuerung machen würde könnte die Sorbinsäure ausfällen.
30g Fettphase davon 29.5g Fette, Öle und Emulgatoren
0.5g Vitamin E entspricht 0.5 % der Gesamtmenge und 29.5g Fette & Öle